Lageplan des Sesshu-ji in Kyoto
Lageplan des Sesshu-ji in Kyoto

Zen-Garten prägt den Tempel

Der Sesshu-ji heißt offiziell eigentlich Funda-in und erhält seinen gängigen Namen durch den weltberühmten Zen-Garten des Tempels. Dieser geht auf den Zen-Meister und Maler Sesshu Toyo (1420-1506) zurück und wurde um 1467 angelegt. Er prägt bis heute die Anlage aus buddhistischem Tempel und Garten. Das erheblich ältere Tempelgebäude stammt von Kaiser Ichijo (1291-1325) und wurde kurz vor seinem Tod um 1323 im kaiserlichen Palastgarten errichtet. Dort brannte es 1691 aus und wurde nach einem erneuten Brand 1775 zum heutigen Standort versetzt. Der Sesshu-ji ist als wenig besuchter Ort ein Geheimtipp und zählt zu Kyotos Top 10 Tempel.

Nebengarten im Sesshu-ji mit Moos-Teppich, Felsen und grünen Gehölzen
Nebengarten mit schlichtem Moos-Teppich, wenigen Felsen geformten Gehölzen

Stiller ungekünstelter Garten

Sesshu realiserte im Garten die Idee einer Kranich-Insel (Tsuru-jima) — oder möglicherweise auch des Weltenberg Horai — und einer Schildkröten-Insel (Kame-jima). Die heute sichtbare Form des Gartens im Sesshu-ji wurde 1939 vom Gartengestalter und Teemeister Shigemori Mirei rekronstruiert. Die stille Wirkung und völlig ungekünstelte Art ziehen den Betrachter unwillkürlich in den Bann. Den Hintergrund bildet, anders als bei den meisten Tempeln und Gärten, hoher Bambus, was der Gartenanlage im Sesshu-ji einen sehr natürlichen Charakter verleiht.

Blick durch ein rundes Shoji Fenster auf den Garten des Sesshu-ji
Blick durch geöffnetes, rundes Shoji Fenster auf den Nebengarten

Bedeutendster Zen-Maler Japans

Sesshu Toyo ist bis heute der wohl bedeutendste Zen-Maler Japans. Zusammen mit Yu Jian (12. Jahrhundert), Mu-Qui (1210-1269), Liang Kai (1140-1210) und Kano Tanyu (1602-1674) zählt er zu den Fünf Edlen ganz Asiens der letzten 1000 Jahre. Die freie und offene Malweise von Sesshus Hatsuboku, also der ‘hingeworfenen Tusche‘ kennzeichnet alle Zen-Maler. Viele entwarfen im selben Geist auch Gärten, Häuser und Dinge des Alltags. Die Künstler-Dynastie der Familie Kano beispielsweise wirkt seit etwa 1400 Jahren bis ins 20. Jahrhundert. Der Zen-Maler Sesshu Toyo ist zudem ungebrochen Vorbild für viele Künstler auch unserer Tage wie zum Beispiel Meister Hachiro Kanno.